Is that love?

Niyaha zuckte nur mit einem Ohr, als Zeichen, dass sie Tyr gehört hatte. Gebannt und aufmerksam beobachtete sie die Wesen, die man kaum als Wölfe bezeichnen konnte. Sie waren ausgemergelt und liefen in gekrümmter Haltung. Auch sie bemerkte, dass die beiden Neuankömmlinge womöglich ihre Spur verfolgten und wusste, dass sie sich zeigen mussten, wenn es tatsächlich so war. Sie wären leicht zu schlagen, außer sie würden die Gammas mit ihrem Gestank umhauen. Der Gedanke belustigte Niyaha, doch sie verscheuchte ihn, denn sie durfte jetzt nicht übermütig werden.
Auf Tyrs Frage hin, schüttelte die Fähe langsam den Kopf. Streuner waren nie in einer richtigen Gruppe unterwegs. Mehr als zwei, die vermutlich ein Pärchen waren, waren schon sehr selten.
"Komm", flüsterte sie und drückte Tyr sanft mit der Schulter beiseite. "Wir sollten uns vorstellen." Dass sie jetzt noch eine Spur Ironie zustande brachte, wunderte Niyaha, aber die Situation war wichtiger, als dass sie darauf jetzt einging.
Hoch aufgerichtet und mit gesträubtem Nackenfell verließ die Wölfin ihre Deckung und trat den beiden Klapper-Gestalten in den Weg. Ihre Ohren richtete sie zum Gruß nach vorne, da sie noch nicht angreifen durfte.

Tyr stand auf, streckte und schüttelte sich und trabte dann unbewusst gemütlich hinter der Fähe her, als wäre er auf einem Spatziergang. In Gedanken ging er die möglichen Gründe dafür durch, aus denen die Streuner ihnen gefolgt sein könnten, allerdings lehnte er alle als nicht plausibel ab. Neben Niyaha angekommen, beäugte er die anderen Wölfe argwöhnisch. Als diese ihm nicht den Gefallen taten, ihr Verhalten von selbst zu erklären, warf er ihnen einen vernichtenden Blick entgegen. Auch wenn er die Streuner für keine große Gefahr hielt, stellte er sich dicht neben die Fähe, damit er sie notfalls verteidigen konnte.

Niyaha spürte Tyr dicht an ihrer Seite und genoss seine Berührung. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihn, ob er etwas tun würde. Doch als er den Streunern nur vernichtende Blicke zuwarf, ergriff sie das Wort. "Ich bin Niyaha, Gamm-Wölfin des Feuerrudels und ihr befindet euch illegal auf unserem Territorium."
Ein Wunder, dass die Fähe noch so ruhig blieb. Doch vielleicht lag es auch daran, dass Tyr sie etwas beruhigte. Als die Fremdlinge sie nur weiterhin anstarrten, fügte Niyaha etwas schärfer hinzu: "Habt ihr dafür eine Erklärung?"
Sie ließ ihnen Zeit zu antworten, denn sie hatte nichts zu verlieren. Diese armseligen Kreaturen würden vermutlich den Schwanz einklemmen und in ihren Bau rennen, wenn Tyr und Niyaha auch nur ihre Lefzen zurück ziehen würden.

Nach den Worten seiner Begleiterin stellte Tyr die Ohren nach vorn, blieb aber bei seinem argwöhnischen Blick. Er verspürte nicht die geringste Lust, mit den Streunern zu reden, im Grunde wäre es ihm am liebsten gewesen, wenn sie sich einfach in Luft auflösen würden. Als einer der beiden zu sprechen begann, zuckte Tyr unweigerlich mit einem Ohr. Der Wolf hatte eine nästelnde Stimme, die Tyr gedanklich mit einem kriechenden Wurm verglich, der sich immer weiter ins Ohr bohrte. "Hunger." Zum Glück sagte der Wolf nicht viel, ansonsten hätte Tyr ihn vermutlich schon angefallen, weil er aufgrund dessen Stimme durchgedreht wäre. So konnte er sich aber zurückhalten. Da können wir auch nicht helfen. Er fixierte den Wolf, der gesprochen hatte. Solange ihr euch hier verzieht, haben wir aber keine Probleme miteinander. Dabei betonte er jedes Wort und starrte die Wölfe abwartend an. Da er Streunern ein gewisses Misstrauen entgegen brachte, spannte er seine Muskeln zum Absprung an, blieb aber noch stehen.

Als der Fremde das Maul öffnete, schlug Niyaha eine Wolke von ekelhaften Gestang entgegen. Kaum merklich rümpfte sie die Nase und versuchte, die aufkommende Übelkeit du unterdrücken. Und dann auch diese groteske Stimme. Irgendwie machte es sie agressiv, alles an ihm wirkte geradezu einladend, ihn einfach wegzupusten. Diese klapprigen Gestelle würden nicht einmal einen ordentlichen Kampf bieten.
Als Tyr sprach, nickte die Fähe mit zusammen gekniffenen Augen und spannte ihre Schultermuskeln an. Doch sie spürte die Hoffnungslosigkeit des Streuners, auch wenn sein Begleiter etwas aufmüpfiger aussah, so versuchte dieser doch auch nur, seine Schwäche zu verbergen.
Als Niyaha spürte, wie auch Tyr sich anspannte, trat sie dicht an ihn heran und murmelte: "Wenn wir gegen sie kämpfen, würden sie vermutlich aus Schwäche sterben. Diesen Gefallen will ich ihnen aber nicht tun. Außerdem ist es unwürdig. Man kann einen Feind auch besiegen, ohne dass er zum Mondrudel geht."
Dass diese Fremden vermutlich gar nicht an ihre Ahnen glaubten, daran dachte sie keineswegs. Für sie war es etwas alltägliches und konnte sie niemanden vorstellen, der ungläubig war. Niyaha schnaubte und starrte die beiden aus kalten Augen an, sagte aber in neutralem Ton: "Bitte verschwindet jetzt aus unserem Territorium. Bei den Zweibeinern werdet ihr Nahrung finden. Sie werfen Essbares immer auf einen Haufen vor ihren Bauen." Das wusste sie von Miakoda, die so etwas einmal erlebt hatte.
Dass sie immer noch ruhig blieb, amüsierte sie fast schon wieder. Es war irgendwie Sarkasmus, doch wenn sie die Streuner jetzt verschrecken würde, würden die womöglich noch weiter in ihr Territorium hineinlaufen.

Die Streuner schienen keine Anstalten zu machen, Tyr den Gefallen zu tun und einfach zu verschwinden. Stattdessen schlichen sie um den Gamma herum. Wieder drängte sich ihm der Vergleich mit Hyänen auf. Ich habe nur keine Lust darauf, dass sie dir etwas tun. Stellte er leise richtig und funkelte Niyaha mit einem Auge an. Mitlerweile hielt er sie nicht mehr für ein beschützenswertes Junges, sondern fand, dass sie ihre Aufgabe durchaus glaubhaft verkörperte und ernst nahm. Wenn Loki nur halb so fleißig wäre...! Gedanklich driftete Tyr etwas ab, besann sich aber sofort wieder, auf die Situation zu achten. Aus dem Augenwinkel sah er, wie einer der Hyänen-Wölfe hinter sie schlich. Er fragte sich, ob die ausgemergelten Kreaturen es wirklich wagen würden, sie anzugreifen, aber diese Frage blieb zunächst unbeantwortet. Er stupste Niyaha an und deutete nach hinten.

Niyaha nickte nur mit zusammen gedrückten Zähnen, um nicht schon wieder etwas bissiges zu erwidern und fasste stattdessen wieder die Streuner ins Auge. Es war irgendwie unangenehm, wie sie so herum schlichen wie Aasgeier. Sie ließ ein kehliges Knurren ertönen, rührte sich aber nicht von der Stelle. Erst als Tyr sie auf den Wolf hinter ihnen aufmerksam machte, wirbelte sie herum. Nicht deswegen, weil sie sich erschreckte, sondern eher, um ihn nicht selbst anzuknurren. Die junge Fähe war weder taub, noch blind noch hatte sie eine Geruchsschwäche und sie wusste sehr wohl, was da hinter ihr vor sich ging.
Durch die Energie, die sie aufbrachte, wollte sie die Eindringlinge einschüchtern und deren Schwäche noch betonen. Mit angelegten Ohren zischte sie der Kreatur von Wolf ins Gesicht: "Entweder ihr verschwindet jetzt oder ihr bekommt zu spüren, was es heißt, unerwünscht zu sein."
Eigentlich wollte Niyaha gar nicht so fies klingen, doch ihre bösartige Seite kam wieder zum Vorschein und sie sog Tyrs Geruch ein, um sich zu beruhigen.

Tyr verdrehte die Augen. Für seinen Geschmack war die Fähe zu leicht gereizt, aber darüber konnte er auch später nachdenken. Er machte einen Schritt auf den Wolf vor ihnen zu und legte den Kopf schief. Für Tyrs Verhältnisse sah er keinen Grund, dem Wesen zu drohen, allerdings würde es ihn stören, wenn die Streuner weiterhin in ihrem Territorium herumrannten. Als das Wesen nicht zurück wich, ging er stur weiter darauf zu. Niyaha ließ er währenddessen resignierend stehen; er wollte nicht, dass sie sich in ihrem Willen eingeschränkt fühlte. Nicht dass er nicht sofort umgekehrt wäre, wenn etwas passierte, aber er war etwas von ihren Launen genervt.
Kurz bevor Tyr in Sprungreichweite war, knickte der Streuner ein und torkelte ein paar Schritte zurück. Tyr blieb herausfordernd stehen und funkelte das Wesen zornig an. Verschwinde. sagte er in einem Tonfall, der mitlerweile weder freundlich noch gleichgültig war. Doch der Wolf starrte an ihm vorbei zu der Fähe.

Für einen kurzen Moment fragte sich Niyaha, ob sie den Rüden vielleicht nervte, doch darüber konnte sie sich auch noch später Gedanken machen. Mit verengten Augen beobachtete sie, wie er auf den einen Streuner zuging. Als sie sich kurz abwandte, um sich das Brustfell zu putzen, roch sie ganz nahe einen stinkenden Atem und fuhr mit den Kopf herum. Seitlich neben ihr kauerte er die zweite Kreatur und war scheinbar kurz davor, sie anzugreifen. Doch die Fähe trat rechtzeitig einen Schritt zur Seite und als der Wolf sie verfehlte und unsanft landete, schlug sie nach ihm. Er war zwar kaum verletzt, taumelte aber ein wenig und kippte um.
Ein wenig überrascht trat Niyaha näher, doch er lebte noch, war aber zu schwach, um sich zu wehren. Sie würde sich hüten, solch einen Schwächling anzugreifen, das wäre kein fairer Kampf. Niyaha spürte, dass sie beobachtet wurde und als sie den Kopf wendete, blickte sie dem ersten Streuner direkt in die erschreckt wirkenden Augen. Die Fähe entfernte sich von der am Boden liegenden Gestalt und umkreiste stattdessen aufmerksam den noch stehenden Wolf.

Ohne den Blick von dem Streuner vor ihm abzuwenden, hörte Tyr hinter sich einen erstickten Schmerzenslaut. Belustigt verzog er sein Gesicht. Anscheinend stellte der andere Streuner für die Fähe kein Problem da. Dasselbe war auch aus dem Gesicht des Wolfes vor ihm abzulesen, der erst entsetzt starrte und dann wie von einem ganzen Bienenschwarm verfolgt auf dem Absatz kehrt machte und von den beiden Gammas weg jagte. Mit einem spöttischen Gesichtsausdruck drehte Tyr sich zu Niyaha um. Verschreckst du Rüden immer so? Ohne darüber nachzudenken, was er gesagt hatte, ging er zu dem immernoch liegenden Exemplar von Eindringling. Er war anscheinend ....intakt, stand aber nicht auf. Tyr zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Alleine würde dieser Wolf sicherlich nicht - besonders unter Berücksichtigung seines aktuellen Zustandes - auf die Idee kommen, weiter in das Revier des Feuerrudels zu laufen.

Wie erbärmlich, dachte Niyaha, als der Streuner mit eingeklemmtem Schwanz davon rannte. Sie zuckte belustigt mit den Ohren und blickte auf den am Bodel liegenden Wolf hinab, als Tyr eine Bemerkung machte. "Für gewöhnlich nicht. Du bist ja auch noch hier", meinte sie amüsiert und knuffte ihn mit der Schnauze in die Flanke.
Dann beugte sich die Fähe zu dem Streuner hinunter und zischte nah an seinem Ohr: "Willst du nun dem Beispiel deines Freundes folgen und endlich verschwinden?" Sie konnte die Angst an ihm riechen und trat einen Schritt zurück, damit er aufstehen konnte. Der Rüde erhob sich mühsam und schaute auf wackeligen Beinen zwischen Tyr und Nihaya hin und her. Dann stolperte er durchs Unterholz davon, seinem Gefährten hinterher.
"Wie lächerlich", lachte sie abfällig und schüttelte ihren Pelz.

Als sie ihn berühte durchfuhr ihn ein Gefühl von Wärme und er schloss für einen kurzen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete war der Streuner verschwunden. Tyr legte den Kopf schief und stellte die Ohren nach vorn. Ich denke, ich würde mich auch nicht verschrecken lassen. Meinte er halbwegs ernst.
Auf ihre abfällige Bemerkung hin, starrte er nachdenklich in die Ferne. Vielleicht wussten sie auch einfach nur nicht, wohin. sagte er mehr zu sich als zu ihr. Die Melancholie in seinen Augen wich schnell seinem gewohnt harten Blick, als er sie wieder ansah. Ich denke, wir sollten zurück gehen. ohne sich zu bewegen wartete er ihre Reaktion ab.

Für einen kurzen Moment meinte Niyaha, ein Aufglimmen in Tyrs Augen zu sehen, das sie nicht ganz zu deuten wusste. Doch als sie noch einmal flüchtig hinschaute, war wieder sein harter Gesichtsausdruck zurück gekehrt und sie wusste nicht, ob sie sich freuen oder enttäuscht sein sollte.
"Ich habe auch keinen Grund, auch nur zu versuchen, dich davon zu jagen", gab die Fähe zurück, setzte sich und wischte sich mit einer Vorderpfote über das Gesicht. Als er weitersprach, legte sie spielerisch die Ohren an und meinte: "Du nimmst die beiden doch nicht etwa in Schutz?"
Doch Niyaha erwartete gar keine Antwort, sondern erhob sich wieder und trat von einer Pfote auf die andere. Zurück gehen? Damit sie wieder jeder in sich gekehrt im Lager herum strolchten? Nein, das wollte sie nicht.
"Wir... wir haben immer noch nichts erlegt", begann sie unsicher und ergänzte: "Wir wollten doch ursprünglich auf die Jagd."

Ich dachte, du hast keinen Hunger. Stellte er mit erhobenen Augenbrauen fest. Über seine Antwort bezüglich des Beschützens der Streuner dachte er noch einen Moment nach. Ich denke, ich kann nachvollziehen, aber nicht verstehen, was sie tun. Dass er nicht direkt auf ihre Frage einging war ihm sehr wohl bewusst, aber er hatte keine Lust, sich mit ihr zu streiten. Ein leichtes Frösteln überkam ihn und er schüttelte sich, um es loszuwerden. Langsam trabte er los. Wenn du unbedingt jagen willst, lass uns gehen. Gab er über die Schulter zurück.

Niyaha hob unschlüssig die Schultern. Um ehrlich zu sein, wusste sie nicht, ob sie Hunger hatte oder nicht. Sie könnte immer essen, sie setzte schließlich kaum - eigentlich gar kein - Fett an, aber man sollte ja nicht übertreiben. Eigentlich war die Jagd nur eine Ausrede von ihr gewesen, noch länger Zeit mit Tyr zu verbringen. Aber das würde sie niemals zugeben!
Auf seine Antwort hin, schnippte die Fähe nur mit dem Schwanz. Ihr war sehr wohl bewusst, dass er einer direkten Meinung ausgewichen war, aber das spielte nur eine nebensächliche Rolle. Dieses mal.
Als Tyr loslief, blieb Niyaha noch kurz zurück, vielleicht weil sie doch etwas überrascht war. "Ich", stotterte sie und biss sich dann auf die Zunge, weil sie sich gerade wie ein dämliches Junges benahm.
"Natürlich", setzte sie mit einer etwas kühleren, dafür sicheren Stimme nach und folgte dem Rüden auf leisen Pfoten.

(Wow - April.....ich bin ein faules Stück.:'D)
Tyr nahm schnell an Tempo auf, er wollte den Ort hinter sich lassen und erst mal jeglicher Art von Gespräch ausweichen. Während er rannte, hörte er den Wind um seine Ohren sausen und sog jegliche Art von Geruch tief ein. Nachdem er der Meinung war, wieder mit der Fähe interagieren zu können - ab und zu brauchte er die Stille der Natur, oder einfach auch nur die Stille - wurde er langsamer und verfiel in ein leichtes Traben. "Wieso gehst du ausgerechnet mit mir jagen? Meine beste Gesellschaft bin ich selbst." Im Grunde war seine Frage mehr eine Feststellung als eine Frage. Ob sie nun etwas harsch klang oder nicht - er war nun mal lieber alleine, als sich mit anderen abzugeben. Loki und Nyro waren zwar ganz nett, aber sie wussten auch, wann er seine Ruhe brauchte, also hatte Tyr noch nie den ganzen Tag mit ihnen verbracht. Allerdings störte ihn die Anwesenheit der Fähe bis jetzt noch nicht und sie waren, so meldete sich die zynische Seite in ihm, doch schon sehr lange "auf der Jagd". Deswegen entwickelte er doch ein lebhaftes Interesse an ihrer Antwort auf die Frage, auch wenn es durch seinen durchschnittlich gleichgültigen Blick nicht so aussehen mochte.

(wuhuu, egal ;D)

Niyaha musste sich beeilen, um mit Tyr Schritt zu halten, aber dann fiel sie in ein ausgeglichenes Tempo, welches sie eine gefühlte Ewigkeit durchhalten konnte. Es gefiel der jungen Fähe, wie der Wind über ihren Rücken strich und ihr Fell zerzauste. Das Schweigen zwischen ihnen empfand sie keineswegs als unangenehm, sondern sie genoss die Ruhe und einfach nur das Gefühl, so schnell zu sein wie der Wind. Niyaha spürte, wie Tyr seinen Lauf verlangsamte und tat es ihm gleich, bis sie in einen mäßigen Trott fiel und auf seiner Höhe blieb. Die Frage des Rüden machte sie wütend und sie legte schon die Ohren an, überdachte aber noch einmal ihre Antwort, bevor sie ihn anzischen konnte, er könne ja gerne verschwinden. Vielleicht hatte er es ja gar nicht so abweisend gemeint. Und so berief sie sich auf eine listige Gegenfrage.
"Wieso gehst du denn mit mir auf die Jagd?" Die Fähe drehte ihm den Kopf zu und blickte ihn aus funkelnden Augen an. Schließlich hatte sie Tyr ja nicht mitgeschleift, anders herum genauso wenig. Sie hatte sich einfach nur auf einen netten Tag mit dem Rüden gefreut. Und insgeheim wollte sie auch herausfinden, was sie für ihn empfand. Natürlich wie sie ihm diesen Grund niemals sagen, aber Niyaha wusste immer noch nicht so recht, ob sie ihn nun leiden konnte oder nicht.

Auch wenn er sie gleichgültig betrachtet hatte, war ihm ihre spontane Anspannung bei seiner Frage sofort aufgefallen. Dass sie sich trotzdem zu keiner hämischen Bemerkung hinreißen lies imponierte ihm. Wenn Tyr ganz ehrlich zu sich selbst war - er wäre bei der Frage schnurstracks in die andere Richtung gegangen und hätte eine Weile jeglichen Kontakt mit dem fragenden Wolf abgebrochen. "Ich wollte dich kennenlernen." Gab er ehrlich zu und lies für einen kurzen Augenblick so hinter seine sonst - zugegeben - relativ kalte Fassade blicken. Genau das bereuhte er schon wenige Sekunden später. Schnell wollte er etwas hinzufügen, als ihm aus dem Westwind erneut ein beißender Gestank in die Nase stieg. Er hielt seine Nase in den Wind. "Welch ein Glück wir heute haben." Maulte er genervt. Felllose wäre das falsche Wort - meistens trugen diese Zweipfoter durchaus mehr als ein Fell - Zweipfoter. Zweipfoter. Tyr schüttelte den Kopf, um das Bild zu vertreiben und drehte sich hektisch um. Der Bau des Jungen, das ihm gegen das Bein gerannt war, lag kaum eine Strecke entfernt, die er nicht innerhalb kurzer Zeit im Sprint zurücklegen konnte. Ein Klappern drang an sein Ohr - anscheinend konnten sie sich nicht mal leise bewegen. Seiner Schätzung nach befanden sich die Zweipfoter kaum zwanzig Sprunglängen entfernt. "Komm." Zischte er leise und begann sich so laut wie möglich von dem Lager des Rudels zu entfernen: Er ließ die Steine unter seinen Pfoten zerbröckeln und stieß so viel wie möglich an, um Klappern zu erzeugen.

[u]Niyaha[/u]

Die junge Fähe schaute bei seiner Antwort überrascht auf und trat verlegen von einer Pfote auf die andere. Benimm dich, Niyaha!, schalt sie sich in Gedanken und bohrte ihre Krallen in den weichen Untergrund, um stehen zu bleiben. Dieser peinliche Moment des Schweigens war schrecklich! Als Tyr jedoch die Nase in den Wind reckte und sie es ihm gleich tat, atmete sie erleichtert auf. Zum ersten Mal bei dem Gestank nach Zweibeinigen. Dieses Wesen sahen für sie immer noch grotesk aus, beinahe lächerlich, wie sie so liefen und mit den hässlichen Vorderpfoten in die Gegend deuteten. Vielleicht kommunizierten sie ja auf diese Art, obwohl ihre nervtötenden Schreie nicht zu überhören waren.
"Dass kann man wohl sagen", knurrte sie zur Antwort, wobei diese mehr als nur eine sarkastische Bedeutung hatte. Der unangenehme Moment war vorbei, was ihr viel wichtiger war. Als Tyr all diesen Lärm veranstaltete, zischte Niyaha erschrocken auf. "Was tust du da denn?", zischte sie ihn an, folgte ihm aber nach kurzem Zögern. Damit lockte er doch die Zweibeinigen in ihre Richtung. Und ihre Richtung führte vom Lager weg. Achso. Ihre Miene hellte sich auf und sie begann nun ebenfalls, extra auf die trockenen Äste zu treten, sodass diese unter ihren Pranken mit einem Knacken zerbarsten.